Hugo Schumacher persönlich

Hugo Schumacher persönlich

Tunnelbau ohne Tunnelblick

Hugo Schumacher im Interview von Andreas Stettler

Der Mann hinter dem Kreislauf-Haus hat keine ökologische, grün-alternative, «Gspüürsch-mi»-Vergangenheit. Im Gegenteil. 20 Jahre lang hat der gelernte Maurer, Techniker TS, Bauführer und Inhaber einer Generalunternehmung seinen Anteil an Backstein und Beton verarbeitet. Eines Tages aber – er zog gerade ein Mehrfamilienhaus hoch – hatte er einen Geistesblitz: Es kann nicht so weitergehen, die Bauerei verbraucht zu viel Boden, zu viel Material, zu viel Energie.

Das war vor zehn Jahren. Hugo Schumacher suchte von da an nach neuen Konstruktionsweisen, um den ökologischen Fussabdruck im Hochbau zu verkleinern. Gefunden hat er die Lösung im Tiefbau, genauer im Tunnelbau. 2019 gründete er die ELMOBAU AG (Element-Mobul-Bau) und begann, unter dem Namen Polyloft® remontable Kleinhäuser zu entwickeln.

AS: Hugo, Du bist ein Bauprofi durch und durch.

HS: Richtig, ich bin quasi auf einer Baustelle aufgewachsen (mein Vater war Wirt und hat nebenbei Liegenschaften saniert), habe Maurer gelernt, Fassaden montiert, als Bauführer und Generalunternehmer Dutzende von Ein- und Mehrfamilienhäusern realisiert. Während meiner politischen Tätigkeit war ich u.a. Präsident der kantonalen Umwelt-, Bau- und Wirtschaftskommission.

Deine «bauliche» und politische Vergangenheit als Gemeinderat und- präsident, SVP-Kantonsrat und -Ratspräsident scheinen nicht so recht zu deiner grünen Mission zu passen – machen sie aber umso glaubwürdiger.

Danke, das freut mich. Ich mache das natürlich nicht, um mich «reinzuwaschen», im Gegenteil. Meine frühere Arbeit auf dem Bau und als hat meine Überzeugung gestärkt, dass wir auf dem Holzweg sind. Deshalb baue ich heute kleine Holzhäuser! (lacht)

Du wolltest zunächst «Wohnröhren» bauen?

Ja, im Tunnelbau werden Ringsegmente vorfabriziert, zusammengesetzt und aneinandergereiht, unter dem Trassee bleibt Platz für die Technik. Ich hatte mir vorgestellt, 10 m lange Röhren mit Erde zu überdecken – eine Art Hobbit-Haus – aber das erwies sich u.a. aus Einrichtungsgründen nicht als praktikabel. Ein Architektenkollege schlug deshalb das Sechseck, also die Wabenform vor, die heute das Markenzeichen von Polyloft® ist.

Warum nicht einfach ein Würfel oder Quader?

Darauf basieren viele «Container»-Häuser. Aber mit dem spitzstehenden Sechseck erhalten wir viel mehr Höhe. Der Dachgiebel schafft Platz für die Galerie, also die zweite Etage, die unser Modul standardmässig bietet. Das ist ein ganz anderes Raumgefühl als in einer «Kiste»! Zudem sind gerade Wände einfacher zu möblieren.

Ein solche Entwicklung braucht bekanntlich ihre Zeit und Überzeugungsarbeit?

Genau, ich habe 2019/20 auf dem Areal eines Holzbaubetriebs mit einem Prototyp begonnen. Auch für die beteiligten Gewerke war vieles neu, Gewohnheiten mussten abgelegt werden. Wir haben diskutiert, ausprobiert, optimiert, und tun dies immer noch, auch nach zehn fertiggestellten Polyloft® Modulen und einem halben Dutzend aktuell in Planung.

Als junger Mann warst du aktiver Schwinger – was nimmst du von diesem Sport mit?

Einen Kranzgewinner nennt man einen «Bösen». Das kommt von «bös ha», von schwerer Arbeit. Ein Erfolg im Schwingen ist nur mit viel Anstrengung möglich, das trifft auch auf neue Vorhaben wie meine Kreislauf-Häuser zu. Aber ich habe ja den «Macher» im Namen und bin voll motiviert, weil ich nicht nur für mich persönlich, sondern für die Bauwirtschaft etwas verändern will. In diese Richtung geht auch mein jüngstes «Kind», der Kreislauf-Immobilien Campus KLIC auf dem Attisholz Areal.

Was steckt dahinter?

Ich will das zirkuläre Bauen breiter abstützen, sodass es bei den Leuten buchstäblich «klic» macht. Hier sollen sich die öffentliche Hand, Wirtschaft, Verbände, Forschung, Architekten, Handwerker, Bildungsinstitutionen und Private auf Augenhöhe begegnen, um nach nach Bautechniken zu suchen, die weniger Material, weniger Energie und weniger Boden verbrauchen.